„Wir brauchen Master, Meister und Macher“

Schulleiterin Freudenstein macht Absolventen der Berufsschule 1 Mut – Unternehmer Paul: „Goldstaub für die Wirtschaft“

Passau. Sorgenfrei können die 298 Absolventen der Staatlichen Berufsschule 1 in Passau in ihre Zukunft in der Arbeitswelt blicken, wie bei der Abschlussfeier deutlich geworden ist. „Sie sind Goldstaub für die Wirtschaft“, betonte Festredner Josef Paul von der Paul Group und ermutigte die jungen Leute, an den neuen Technologie-Themen – etwa Wasserstoff bei der Mobilität – dranzubleiben. „Wir brauchen Master, Meister und Macher“, bekundete die Schulleiterin Heide Freudenstein in ihrer Ansprache.

Die vor der Zeugnisverleihung und Preisvergabe an die Besten präsentierten Zahlen sprachen für sich. Demnach haben 43 der 298 Schüler in den Berufsfeldern Landwirtschaft, Körperpflege, Metzger und Fachverkäufer, Informationstechnik, Metall- und Kfz-Technik sowie Gastronomie einen Notendurchschnitt von 1,5 und besser erzielt, zwölf gar die Traumnote 1,0 erreicht. In Anerkennung ihrer Leistungen wurden an scheidende Berufsschüler 17 Buchpreise und elf Geldpreise überreicht.

Die Schulleiterin sprach von einem wichtigen Meilenstein im Leben der Absolventen. „Zu Zeiten von Industrie 4.0 ist das Wissen von heute der Grundstock für das zu erlernende Wissen von morgen“, sagte die Pädagogin. Wer die Weiterbildung auf übermorgen verschiebe, laufe Gefahr, mit dem lebenslangen Lernen nicht mehr Schritt halten zu können. Als gute Nachricht wertete Heide Freudenstein die Tatsache, dass der regionale Arbeitsmarkt die Berufsschul-Abgänger dringend brauche.

Im Beisein von Vertretern des Berufsschulverbands erinnerte die Schulleiterin an die Gründung der ersten Gewerbe-Oberschule in Passau vor 200 Jahren durch Karl-Peter Obermaier, nach dem die Berufsschule benannt ist. Sie würdigte vor allem auch die Investitionen in das inzwischen 21 Jahre alte, aber immer noch moderne Schulhaus. Durch ständige und im Zuge der Digitalisierung nötige Neuanschaffungen biete es nach wie vor ideale Voraussetzungen für eine zeitgemäße, hochwertige Ausbildung, fügte Heide Freudenstein hinzu.

„Man hört nie auf, sich weiterzubilden und sich neues Wissen anzueignen“, ließ Josef Paul von der Paul Group die Zuhörer wissen – aus eigener Erfahrung heraus. Denn der 59-jährige Unternehmer hat nach der Lehre im Kfz-Bereich selbst die Meisterprüfung abgelegt, dann die Ausbildung zum Maschinenbau-Techniker absolviert und noch den Diplom-Betriebswirt im Kfz-Wesen draufgesetzt. Nach dem Einstieg in den väterlichen Betrieb habe er die Firma auf die Zukunft ausgerichtet und sich in neue Technologien eingearbeitet mit Schwerpunkt Sonderfahrzeugbau, so Paul.

Die Wirtschaft verändere sich, unterstrich der Geschäftsführer des Unternehmens mit rund 480 Mitarbeitern an drei Standorten. Schon frühzeitig habe die Paul Group mit der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen begonnen. Die gegenwärtige Ausrichtung zielt nach Pauls Worten verstärkt auf die Wasserstoff-Technologie ab, die er zusammen mit dem regionalen Energie-Lieferanten Maier-Korduletsch und dem Shell-Konzern verstärkt nutzen möchte – unter anderem am künftigen Autobahnkreuz von A3 und A94 bei Pocking mit einer Wasserstoff-Tankstelle in Verbindung mit dem Bau von Fahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb.

Paul vertrat die Meinung, dass in Deutschland Wasserstoff die Zukunft sei, und bemängelte den fehlenden Strom für die wachsende E-Mobilität. Die Prognose des Festredners: „Es wird einen Mix geben.“ E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, in der Herstellung heute noch recht teuer, kann er sich nach eigener Aussage vorwiegend im Luftverkehr vorstellen, E-Fahrzeuge „für die letzte Meile“. Alles, was in die Kilometer und ins Gewicht gehe, werde Wasserstoff sein, kündigte Josef Paul an und verknüpfte damit seinen Appell an die Politik, technologieoffen zu sein.
Auch die Zukunft auf dem Baumaschinen-Sektor sieht der Chef der Paul Group ausnahmslos in der Nutzung der Wasserstoff-Verbrenner-Technik, ebenso den Schwerlastverkehr, wie er deutlich machte. Doch auch ein Wasserstoff-Fahrzeug sei ein Batterie-Fahrzeug, gab der Unternehmer zu verstehen, der bei der Gelegenheit über die Definition von grünem Strom philosophierte. „Es liegt letztendlich an Ihnen, diese Themen aufzugreifen und weiterzuentwickeln“, wandte er sich an die Absolventen der Berufsschule. Bernhard Brunner (PNP vom 01.02.2023)

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