Direktvermarktung auf dem Stundenplan

Exkursion von Koch-Berufsschülern führte zu Kartoffelhof und zum „Kleeberger Kistl“

Passau/Ruhstorf. Das Zusammenspiel zwischen Gastronomie als Abnehmer und Landwirtschaft als Lieferant heimisch erzeugter gesunder Lebensmittel war Thema einer Exkursion der Klasse Köche 11 der Berufsschule Passau. Zusammen mit Fachbetreuer Alois Wimmer besichtigte die Gruppe den Betrieb des Kartoffel-Erzeugers Wolfgang Schütz in Ruhstorf und das neue Direktvermarktungsmodell „Kleeberger Kistl“ gleich in der Nähe. „Das ist die Chance, Produkte eins zu eins zu verkaufen“, erklärte Andreas Huber vom benachbarten Gasthaus Hölzlwimmer, der den 24-Stunden-Verkauf betreut.

Der Vorteil für die Bestücker des verkehrstechnisch günstig gelegenen Containers liegt laut Huber auf der Hand: „Hier läuft die Vermarktung nicht über den Handel, wo die Gewinnmargen relativ gering sind.“ Mit dem innovativen Projekt bietet der Arbeitsbereich Diversifizierung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, die dank der Finanzierung durch das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten rund 80000 Euro dafür investiert hat, über Automaten und Vertrauenskasse seit wenigen Wochen insgesamt 15 Landwirten aus dem Rott- und Inntal die Chance, Waren vom Hof direkt zum Verkaufsraum zu liefern.

Die Kunden können dort bei ihrem Einkauf rund um die Uhr mit Münzen oder Scheinen, aber auch bargeldlos mit Bank- oder Kreditkarte bezahlen. Andreas Huber kauft den Erzeugern aus einem Umkreis von rund 20 Kilometern die Produkte auf Kommission ab. „So regional wie’s geht“, formuliert er als Devise. Die Landwirte seien sehr kreativ und ließen sich einiges einfallen, um den Erfolg zu steigern. Viele davon beliefern aber auch direkt die Gastronomie, wie Huber die Koch-Berufsschüler wissen ließ. Die Regale seien auf Vertrauensbasis für die Endverbraucher befüllt, die den auf den Erzeugnissen aufgedruckten Preis am Automaten begleichen.

Falls eine Ware ausgeht, erhält Huber eine entsprechende Benachrichtigung an sein Smartphone. Er kann dann aus dem eigens angeschafften Kühlcontainer vor Ort selbst die Regale auffüllen oder im Bedarfsfall Produkte nachordern.

Die ersten Erfahrungen mit dem „Kleeberger Kistl“ seien sehr gut. „Am Sonntag geht am meisten, das ist eigentlich der Haupttag“, lautet Hubers Zwischenbilanz seit der Inbetriebnahme der 18 Quadratmeter großen Rund-um-die-Uhr-Verkaufshütte in Holz-Optik am 19. Januar dieses Jahres.

Wissenswertes rund um die Kartoffel erfuhren die angehenden Köche anschließend auf dem Hof von Wolfgang Schütz in Ruhstorf. „Die Kartoffel ist die Königin des Ackerbaus“, hob der Landwirt hervor, der sich mit seinem Betrieb auf die Erzeugung von Speisekartoffeln, aber auch von Saatkartoffeln spezialisiert hat, die er an Berufskollegen verkauft. Kartoffeln seien für eine kalorienarme Ernährung sehr gut geeignet, weil sie basisch seien, betonte Schütz, der die unterschiedlichsten Sorten und deren besonderen Eigenschaften vorstellte – darunter die „Agria“, die durch ihre ausgeprägte gelbe Farbe auffalle und prädestiniert sei für die Zubereitung als Bratkartoffel.

Der Landwirt wartete mit vielen Informationen über Düngung, Krankheiten und Schädlinge des Nachtschattengewächses auf. Außerdem gewährte er Einblick in die Fruchtfolge beim Anbau, so dass die Kartoffel nur alle drei Jahre auf derselben Fläche gesät und geerntet wird. Die Ernte erfolgt nach Schütz’ Worten im September, danach die Lagerung, Trocknung und sogenannte Wundheilung, in deren Verlauf die Knolle an verletzten Stelen eine neue Schale ausbildet. Die Kühlung von Speisekartoffeln findet bei sechs Grad Celsius statt, alle anderen bräuchten eine Temperatur von vier Grad.

Berufsschul-Fachbetreuer Alois Wimmer bedankte sich jeweils bei den Gastgebern für die umfangreichen Informationen. Seine Anerkennung galt aber auch der Vorstandschaft des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Passau, der sich der Aus- und Fortbildung der bäuerlichen Bevölkerung widmet. Aus dessen Kasse sind die Kosten für den Bus zur Exkursion bezahlt worden. „Das ist sehr wertvoll für uns“, sagte Wimmer. Als wertvoll erwies sich aber besonders auch das sehr praxisnah an die Berufsschüler vermittelte Wissen. „Echt interessant“, war das Fazit eines Teilnehmers. (PNP vom 01.04.2023)

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